Participium coniunctum
Das Participium coniunctum (PC) (wörtlich: verbundenes Partizip) ist eine satzwertige Konstruktion der lateinischen Sprache. Das PC besteht aus einem Partizip, das mit einem Bezugswort im übergeordneten Hauptsatz verbunden ist und zu diesem Bezugswort wie ein Attribut weitere Informationen liefert.
Das PC ersetzt dabei einen ganzen Satz (deswegen die Bezeichnung satzwertige Konstruktion) und kann auch wie ein solcher übersetzt werden.
Servus vocatus est. Servus venit. – Der Sklave ist gerufen worden. Der Sklave kommt.
Diese zwei Sätze mit demselben Subjekt können zu einem PC zusammengefasst werden:
Servus vocatus venit.
Inhaltlich ändert sich nichts an der Aussage des Satzes. Für die Übersetzung gibt es nun aber fünf verschiedene Möglichkeiten, die sich mit der Abkürzung WRUBS zusammenfassen lassen.
Übersetzungsmöglichkeiten
- Wörtlich
- Das Partizip wird wie ein Adjektiv übersetzt.
- Servus vocatus venit. – Der gerufene Sklave kommt.
- Relativsatz
- Das Partizip wird in einen Relativsatz umgewandelt. Dies bietet gegenüber der wörtlichen Übersetzung den Vorteil, dass auch weitere Objekte und adverbiale Bestimmungen, die Teil des PCs sein können, eleganter eingebaut werden können.
- Servus vocatus venit. – Der Sklave, der gerufen worden ist, kommt.
- Unterordnung
- Das Partizip wird in einen Nebensatz mit einer Subjunktion umgebaut. Diese Subjunktion kann eine temporale (zeitliche), kausale (begründende) oder konzessive (widersprechende) Sinnrichtung haben.
- Temporal
- Servus vocatus venit. – Nachdem er gerufen worden ist, kommt der Sklave.
- Kausal
- Servus vocatus venit. – Weil er gerufen worden ist, kommt der Sklave.
- Konzessiv
- Servus vocatus venit. – Obwohl er gerufen worden ist, kommt der Sklave.
- Beiordnung
- Das Partizip wird in einen zweiten Hauptsatz umgewandelt und beide Hauptsätze werden mit einer Konjunktion verbunden. Diese Kinjunktion kann eine temporale (zeitliche), kausale (begründende) oder konzessive (widersprechende) Sinnrichtung haben.
- Temporal
- Servus vocatus venit. – Der Sklave ist gerufen worden und kommt danach.
- Kausal
- Servus vocatus venit. – Der Sklave ist gerufen worden und kommt deswegen.
- Konzessiv
- Servus vocatus venit. – Der Sklave ist gerufen worden und kommt trotzdem.
- Substantivierung
- Das Partizip wird als substantiviertes Verb übersetzt und dieses mit einer Präposition in den Satz eingebaut. Diese Präposition kann eine temporale (zeitliche), kausale (begründende) oder konzessive (widersprechende) Sinnrichtung haben.
- Temporal
- Servus vocatus venit. – Nach seiner Herbeirufung kommt der Sklave.
- Kausal
- Servus vocatus venit. – Wegrn seiner Herbeirufung kommt der Sklave.
- Konzessiv
- Servus vocatus venit. – Trotz seiner Herbeirufung kommt der Sklave.
Zeitverhältnisse
Das verwendete Partizip entscheidet darüber, in welchem Zeitverhältnis das PC und der übergeordnete Satz stehen. Dies hat einen Einfluss auf die Übersetzung, insbesondere wenn man in eine Substantivierung, Unter- oder Beiordnung eine temporalen Sinnrichtung einbringen möchte. Je nach Zeitverhältnis müssen nämlich unterschiedliche Präpositionen, Sub- und Konjunktionen benutzt werden.
Vorzeitig (PPP) | Gleichzeitig (PPA) | Nachzeitig (PFA) | |
---|---|---|---|
Unterordnung | nachdem | als, während | bevor |
Beiordnung | danach | währenddessen, dabei | davor |
Substantivierung | nach | während | vor |