AcI: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Kopfverben bezeichnet man Verben, die eine Sinneswahrnehmung, einen Denkprozess oder eine verbale Äußerung beschreiben, also etwa ''hören'', ''sehen'', ''glauben'', ''wissen'', ''sagen'' oder ''rufen''.
Als Kopfverben bezeichnet man Verben, die eine Sinneswahrnehmung, einen Denkprozess oder eine verbale Äußerung beschreiben, also etwa ''hören'', ''sehen'', ''glauben'', ''wissen'', ''sagen'' oder ''rufen''.


Diese Kopfverben können auch ein einfaches direktes Objekt haben, z.B. ''Peter sieht das Haus'', aber auch komplexere Objekte, die einen ganzen Sachverhalt beschreiben, etwa ''Peter sieht das Haus brennen''. Hier haben wir im Deutschen einen AcI vor uns: ''das Haus'' steht im [[Akkusativ]] und ''brennen'' ist ein [[Infinitiv]].
Diese Kopfverben können auch ein einfaches direktes Objekt haben, z.B. ''Titus sieht das Kind'', aber auch komplexere Objekte, die einen ganzen Sachverhalt beschreiben, etwa ''Titus sieht das Kind spielen''. Hier haben wir im Deutschen einen AcI vor uns: ''das Kind'' steht im [[Akkusativ]] und ''spielen'' ist ein [[Infinitiv]].


Diesen AcI kann man auch in Form eines Nebensatzes wiedergeben, der mit ''dass'' eingeleitet wird: ''Peter sieht, dass das Haus brennt''.
Diesen AcI kann man auch in Form eines Nebensatzes wiedergeben, der mit ''dass'' eingeleitet wird: ''Titus sieht, dass das Kind spielt''.


Im Deutschen kann nach einem Verb der Wahrnehmung sowohl ein AcI als auch ein Nebensatz mit ''dass'' stehen. Nach einem Verb des Sprechens muss im Deutschen aber zwingend der Nebensatz stehen:  ''Peter erzählt, dass das Haus brennt'' ergibt Sinn,  ''Peter erzählt das Haus brennen'' ist Quatsch.
Im Deutschen kann nach einem Verb der Wahrnehmung sowohl ein AcI als auch ein Nebensatz mit ''dass'' stehen. Nach einem Verb des Sprechens muss im Deutschen aber zwingend der Nebensatz stehen:  ''Titus erzählt, dass das Kind spielt'' ergibt Sinn,  ''Titus erzählt das Kind spielen'' ist Quatsch.


Im Lateinischen  
Im Lateinischen verwendet man in jedem Fall den AcI und niemals einen Nebensatz:
{| class="wikitable"
|+ Beispiel
! AcI im Lateinischen
! AcI im Deutschen
! Nebensatz im Deutschen
|-
| lang="la" | Titus puerum ludere videt.
| Titus sieht das Kind spielen.
| Titus sieht, dass das Kind spielt.
|-
| lang="la" | Titus puerum ludere narrat.
| –
| Titus erzählt, dass das Kind spielt.
|}
 
Der AcI bildet sozusagen einen Satz im Satz, eine so genannte ''satzwertige Konstruktion''. Das Besondere daran ist, dass das [[Subjekt]] des AcIs im Akkusativ und sein [[Prädikat]] im Infinitiv steht – in einem normalen, allein stehenden Satz ist beides unmöglich.
 
== Übersetzung ==
 
Beim Übersetzen kann man sich an diese Schritte halten, damit die AcIs keine unliebsamen Überraschungen bedeuten:
 
# Noch vor dem Übersetzen den Text nach Kopfverben durchsuchen.
# Wenn man ein Kopfverb findet: Schauen, ob in seiner Nähe ein Akkusativ und ein Infinitiv stehen. Es könnte ein AcI sein!
# Beim Übersetzen: zuerst das Kopfverb übersetzen und dahinter ein ''dass'' hängen:<br/><span lang="la">Titus videt…</span> → Titus sieht, dass…
# Dann den Akkusativ in einen Nominativ umwandeln:<br/><span lang="la">Titus videt puerum…</span> → Titus sieht, dass das Kind…
# Schließlich den Infinitiv einbauen und an das Subjekt anpassen:<br/><span lang="la">Titus videt puerum ludere</span> → Titus sieht, dass das Kind spielt.


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Version vom 28. November 2024, 19:13 Uhr

Der Accusativus cum Infinitivo (AcI) ist eine satzwertige Konstruktion, die in der lateinischen Sprache besonders oft, aber auch im Deutschen und Englischen anzutreffen ist.

Der AcI ist dabei das Objekt für ein so genanntes Kopfverb, und hier fängt die Geschichte an.

animadvertereviderespectareaudirediceredocerenarraresentireputarescirenescireKopfverben.svg
Über dieses Bild
Eine Übersicht über einige häufige Kopfverben

Als Kopfverben bezeichnet man Verben, die eine Sinneswahrnehmung, einen Denkprozess oder eine verbale Äußerung beschreiben, also etwa hören, sehen, glauben, wissen, sagen oder rufen.

Diese Kopfverben können auch ein einfaches direktes Objekt haben, z.B. Titus sieht das Kind, aber auch komplexere Objekte, die einen ganzen Sachverhalt beschreiben, etwa Titus sieht das Kind spielen. Hier haben wir im Deutschen einen AcI vor uns: das Kind steht im Akkusativ und spielen ist ein Infinitiv.

Diesen AcI kann man auch in Form eines Nebensatzes wiedergeben, der mit dass eingeleitet wird: Titus sieht, dass das Kind spielt.

Im Deutschen kann nach einem Verb der Wahrnehmung sowohl ein AcI als auch ein Nebensatz mit dass stehen. Nach einem Verb des Sprechens muss im Deutschen aber zwingend der Nebensatz stehen: Titus erzählt, dass das Kind spielt ergibt Sinn, Titus erzählt das Kind spielen ist Quatsch.

Im Lateinischen verwendet man in jedem Fall den AcI und niemals einen Nebensatz:

Beispiel
AcI im Lateinischen AcI im Deutschen Nebensatz im Deutschen
Titus puerum ludere videt. Titus sieht das Kind spielen. Titus sieht, dass das Kind spielt.
Titus puerum ludere narrat. Titus erzählt, dass das Kind spielt.

Der AcI bildet sozusagen einen Satz im Satz, eine so genannte satzwertige Konstruktion. Das Besondere daran ist, dass das Subjekt des AcIs im Akkusativ und sein Prädikat im Infinitiv steht – in einem normalen, allein stehenden Satz ist beides unmöglich.

Übersetzung

Beim Übersetzen kann man sich an diese Schritte halten, damit die AcIs keine unliebsamen Überraschungen bedeuten:

  1. Noch vor dem Übersetzen den Text nach Kopfverben durchsuchen.
  2. Wenn man ein Kopfverb findet: Schauen, ob in seiner Nähe ein Akkusativ und ein Infinitiv stehen. Es könnte ein AcI sein!
  3. Beim Übersetzen: zuerst das Kopfverb übersetzen und dahinter ein dass hängen:
    Titus videt… → Titus sieht, dass…
  4. Dann den Akkusativ in einen Nominativ umwandeln:
    Titus videt puerum… → Titus sieht, dass das Kind…
  5. Schließlich den Infinitiv einbauen und an das Subjekt anpassen:
    Titus videt puerum ludere → Titus sieht, dass das Kind spielt.
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Baustelle

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